Schifffahrt auf der Elbe und 125 Jahre Magdeburger Hafen 1

Die Schifffahrt auf der Elbe hat es schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit gegeben. Ursprünglich waren dabei der sogenannte „Einbaum“ mit einem trapezförmigen Grundriss und breitem Heck, der durch die Kegelform des Baumstammes vorbestimmt ist. Der leichte Bug dieser Schiffe ermöglichte ein sanftes Auflaufen am Ufer. Zur Zeit Karls des Großen (768 – 814) hatten die vergrößerten „Einbäume“ schon eine Tragfähigkeit bis zu einer Tonne.

Wo Landwege auf Flüsse stießen oder sie in Furten durchquerten, ergaben sich Standortvorteile für Ansiedlungen. Diese profitierten vom beginnenden Warenaustausch und mit fortschreitender Entwicklung immer mehr vom aufblühenden Handel. An einer Stelle stießen schließlich mehrere wichtige Handelsstraßen des fränkischen Reiches auf die Elbe. An dieser Stelle liegt heute die Stadt Magdeburg. In einem königlichen Erlass Karls des Großen wurde „Magadoburg“ als bedeutender Handelsplatz im Schutz eines karolingischen Kastells urkundlich erwähnt. Der Grund: Für den Grenzhandelsplatz Magadoburg wurde ein Königsbote eingesetzt, ein hoher Beamter, der den Handel mit den ostelbischen slawischen Stämmen überwachen sollte. Zwar war die Elbe ein Grenzfluss zwischen Slawen und Karolingern und damit auch oft Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen, aber die Truppen Karls des Großen sicherten die Demarkationslinien, nutzten den Strom für Truppenverschiebungen und schützten den Handel. Begehrte Güter von jenseits der Elbe waren Felle, Pelze, Honig und Wachs. Zum Teil waren die Franken Zwischenhändler und belieferten auch England und Spanien.

Spuren viertausend Jahre alter jungsteinzeitlicher Siedlungen wurden im Norden der Stadt beim Abbau der Elbkieslagerstätten gefunden. Dabei waren Geräte aus Feuerstein, Steinäxte, Scherben von Gefäßen und Waffenteile. Im Urstromkies gefundene Mooreichen zeugen von der gewaltigen Kraft des Hochwassers, welches in den Siedlungen immer wieder Zerstörung und Tod brachte. Wenn auch der Fluss von Zeit zu Zeit je nach Stärke des Hochwassers und der abgelagerten Geschiebemengen sein Bett veränderte, so war er auch immer wieder als Wasserweg und zur Ernährung durch den Fischfang eine Lebensader für die Menschen. Sie suchten schon in vorgeschichtlicher Zeit unter „wirtschaftlichen Gesichtspunkten“ auch an der Elbe ihr Zuhause.

Hochwasser überfluteten mehrmals im Jahr die Niederungen, brachten Sedimente an die Ufer, ließen Inseln und Sandbänke wachsen. Trotz dieser Gefahren entstanden an den Flüssen die ersten bedeutenden Siedlungen. Der Magdeburger Raum bildet da keine Ausnahme. Während Schiffsverkehr auf der Elbe unterhalb von Magdeburg schon im Jahre 805 nachgewiesen werden konnte, ist solcher für die gesamte Elbe erst nach dem 13. Jahrhundert bekannt. Im 11. und 12. Jahrhundert begannen die Menschen, den Fluss zu zähmen, errichteten Deiche und Wehre. Ein schicksalhaftes Ereignis veränderte die Region völlig. Im 13. Jahrhundert (wahrscheinlich zwischen 1295 und 1300) verlagerte die Elbe ihren Hauptarm. Die anzunehmende Ursache: Eine Naturkatastrophe, die in Form eisiger Temperaturen und Treibeis in der Höhe von Magdeburg am Elbeknie einen Stau auslöste. Die Wassermassen stauten sich an und entluden sich explosionsartig. Die Flutwelle formte östlich von Wolmirstedt zwischen Glindenberg und Hohenwarthe einen neuen Flusslauf. Elbeu und Wolmirstedt, die bis dahin an der Elbe lagen, waren vom Strom abgeschnitten.

Wirtschaftgeographisch bildete Magdeburg einen natürlichen Umschlagplatz zwischen dem Ost-West-Handel zu Lande und dem Nord-Süd-Verkehr zu Wasser. Im Hafen konnten die Handelsgüter von Wagen und von den flachen Saaleschiffen auf die tiefer gehenden Elbeschiffe umgeladen werden und umgekehrt. Die Nordsee mit ihren Seehäfen war direkt erreichbar und über den 1393 fertiggestellten Stecknitzkanal gelangten die Schiffe in die Ostsee. Ein wesentliches Standbein des Handels bildeten Rohstoffe: Aus dem Osten führten Kürschner polnisches, russisches und baltisches Pelzwerk ein. Aus Böhmen mit Flößen angeliefertes Holz transportierten die Magdeburger Kaufleute weiter nach Hamburg. Sie benötigten den Brennstoff aber auch für die Befeuerung dereigenen Siedepfannen zur Salzherstellung in den Salinen bei Groß Salze, Staßfurt und Sülldorf. Harzer Kupfer und böhmisches Zinnerz verschifften die Magdeburger über Lübeck bis nach Riga und Nowgorod. Mit einer eigenen Flotte fuhren die Kaufleute über das Wattenmeer nach Flandern, besonders nach Brügge, und über die Zuidersee in Gebiete der Rheinmündung, so nach Kämpen, Zwolle und Deventer. Die Gewandschneider und Krämer besuchten die großen Messen in Köln, Leiden, Rotterdam und im französischen Arras. Auf der Hinfahrt lagerte Getreide, Bier, Fette, Pottasche, Salz, Rauchwaren und grobe Tuche an Bord. Zurück brachten die Händler Leinen und Spezialitäten wie Pfeffer, Feigen, Mandeln, Reis und Öle aus dem Mittelmeerraum. Auch Vieh gehörte dann zur Ladung. Mit Seefisch versorgten die Händler während der Fastenzeit die Bevölkerung sowie die Klöster und Stifte in Meißen, Böhmen und in den Harz.

 

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