umGeblättert wird länger

Lea Steisand öffnet das Fenster für besondere Geschichten. Ihr Buch „War schön jewesen. Geschichten aus der großen Stadt“ präsentiert sie am Freitag, dem 2. November, im Moritzhof. Foto: Gerald von Foris

Seit Jahren in guter Tradition ist das Bücherfest „umGeblättert“ im Moritzhof. Bisher gehörte dem geschriebenen Wort in seiner schönsten Fassung jeweils ein Wochenende. Das ändert sich in diesem, dem 10. Jahr. Der Monat November steht im Zeichen von Poesie und Literatur. „Wir möchten die Neugier auf Neues wecken“, sagt Christoph Hackel vom veranstaltenden ARTist e.V. Ein Blick aufs Programm verspricht interessante Begegnungen. Start ist am 2. Nobember mit Lea Streisand und „War schön jewesen. Geschichten aus der großen Stadt“. Lea Streisand sagt die Wahrheit. Jetzt. Hier. Und überhaupt. Sie ist unterwegs durch die große Stadt. Sie guckt hin, wenn die Beknacktheiten des täglichen Lebens passieren, und schreibt Geschichten darüber, damit sie wahrer als die Wahrheit werden. Sie erzählt von Omilein aus dem Westen, von damals, als der Helmholtzplatz noch Drogenumschlagplatz war, und der Herausforderung, sich zwischen laktosefreiem Möhre-Wallnus- oder glutenfreiem Mango-Bärlauch-Eis zu entscheiden. Berlin entfaltet sich als nie endender Rummel, ein Spiegelkabinett, in dem man in jeder noch so kuriosen Begegnung auch ein kleines Stückchen von sich selbst erkennt. Seit 1986 kann Lea Streisand lesen, seit 2003 liest sie auf Lesebühnen und Poetry- Slams in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die gebürtige Berlinerin schreibt Kolumnen für die taz und hat seit Mai 2014 eine wöchentliche Hörkolumne auf Radio Eins. Erschienen sind sie in gesammelter Form unter dem Titel „War schön jewesen. Geschichten aus der großen Stadt“. Sie liest daraus im Moritzhof.

Um „50 Jahre Brot“ kümmert sich der Autor Ahne, einer der bekanntesten Lesebühnenautoren der Welt. Nach Magdeburg kommt er am 3. November. Dann geht es ums Brot. Das gibt es seit 50 Jahren. Das muss gefeiert werden. Deshalb hat Ahne ein ganzes Programm geschrieben, in dem es ausschließlich um Brot geht, allerdings eher so durch die Blume hindurch. Wie das gehen soll, „Brot durch Blume“, das fragen sich sicherlich viele, jedoch immer nur so lange, bis sie dieses Programm gesehen haben. Hinterher sind sie nämlich schlauer und glücklicher und satter. Jedenfalls wenn sie sich ‘ne Stullenbüchse mitgebracht haben. Ahne, 1968 in Berlin-Buch geboren, ist gelernter Offset-Drucker. Die Wende war für ihn ein Glücksfall: Er wurde arbeitslos und Hausbesetzer, landete schließlich bei den Surfpoeten und liest nun jeden Sonntag bei der Berliner Reformbühne Heim & Welt. 

Einzigartig und unheimlich witzig werden soll es mit dem Bummelkasten. „Irgendwas Bestimmtes“ ist ein Kinderkonzert, das am 4. November ab 16 Uhr zu erleben ist. Bummelkastens Musikvideos werden täglich tausendfach geklickt. Die Berliner Ein-Mann-Band hat sich mit ihrem komplett mundgemachten Debütalbum „Irgendwas Bestimmtes“ gerade genüsslich in die deutschen Kindermusikregale gefläzt und euphorisiert damit Kinder, Eltern und Nicht-Eltern. Ihre Songs entfalten einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Kein Wunder: Dieser popfidele A-Capella-Beatbox-Sound sucht nicht nur in der Kindersparte seinesgleichen. Mit anspruchsvollen Texten und eigensinnigem Humor lehnt sich Bummelkasten weit aus der Schublade und ergründet damit künstlerisches Neuland.

Mit Benjamin von Stuckrad-Barre gibt es ein Weidersehen am 23. November. Er bringt sein „Remix 3“ mit zum Bücherfest. Sein „Panikherz“ war eine Reise ins Innere des Ichs. Nun geht es in die andere Richtung: nach draußen, zu den anderen. Nach der Reise ans Ende der Nacht herrscht nun der helle Tag. Eine Suche nach dem Wir. Das Ergebnis: Eine Familienaufstellung. Eine Heldenparade. Eine Götzendämmerung. Am Ende ist der Autor erschöpft, Remix 1 war gut. Remix 2 war besser. Remix 3 toppt alles.

Schließlich erzählt Sarah Bosetti Geschichten vom schönen Scheitern: vom Versuch, mit Schwimmflügeln an den Füßen über Wasser zu gehen. Von Menschen, die Schauspieler werden, weil sie es als Kellner einfach nicht geschafft haben. Von Gott, der bei einigen Menschen Gehirn und Darm verwechselt. Und von der Politik, in der es immer bergauf gehen muss, obwohl es für Fahrradfahrer viel schöner ist, wenn es bergab geht. Bosetti ist bekannt aus Fernsehsendungen wie „Die Anstalt“, „Nuhr im Ersten“, der „Ladies Night“ und als Kolumnistin bei radioeins (RBB). Ihre Texte sind klug, witzig und sehen sehr gut aus. Nach Magdeburg bringt sie ihr aktuelles Buch mit: „Ich bin sehr hübsch, das sieht man nur nicht so“.  
Weitere Infos zum Bücherfest immer aktuell unter www.moritzhof-magdeburg.de/umgeblaettert

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