Die Stadtfelder: Endlich Schule?

Meine kleine Schwester darf jetzt endlich zur Schule. Endlich? Endlich! Keine Ahnung, ob sie das auch so sieht. Aber unsere Eltern sind wohl dieser Meinung. Warum sonst sollten sie so einen Aufriss zur Schuleinführung veranstalten? Naja, nicht nur Mama und Papa, sondern auch alle anderen. Riesen-Schultüten mit Süßigkeiten und Schnick-Schnack bepackt stapeln sich in ihrem Zimmer. Geschenke über Geschenke – als hätte sie, indem sie das richtige Alter erreicht hat, um eingeschult zu werden, eine besondere Leistung vollbracht. Mama sagt, ich sei nur neidisch, weil meine kleine Schwester ausnahmsweise im Mittelpunkt stehe. Aber mal im Ernst: das Neidischsein habe ich mir schon längst abgewöhnt, schließlich steht meine kleine Schwester seit ihrer Geburt im Mittelpunkt. Das wollen meine Eltern bloß nicht zugeben. Aber gut, auch ich bin zur Schuleinführung nicht leer ausgegangen. Vielleicht gab es damals nur nicht so coole Sachen wie heute. Unsere Nachbarin musste laut lachen, als ich das bei der Feier, die für meine Schwester im Hof veranstaltet wurde, erzählt habe. Und dann hat sie mir erzählt, was sie zur Schuleinführung vor über 50 Jahren bekommen hat. Echt traurig muss das damals gewesen sein! Da gab’s quasi nichts. Dann lieber eine Fete – die war schon toll. Mit beiden Omas und Opas, Freunden und Nachbarn. Mit super-leckerem Essen, das zu einem großen Buffet aufgebaut wurde. Und sogar mit Musik, die allerdings nicht so laut sein durfte, damit wir die Leute ringsum nicht stören. Außerdem haben wir Spiele gespielt, die sich ein paar Gäste ausgedacht hatten. Das war nicht nur für die Großen und die Kleinen lustig, sondern auch ich fand’s ganz witzig. Bis dann ein Gewitter kam und alles durcheinandergewirbelt hat. Meine kleine Schwester fing an zu weinen, weil ihr Zuckertüten-Partyhütchen vom Kopf geweht wurde. Das fand ich ebenfalls witzig. Meine Eltern eher nicht. Mit Hilfe unserer Nachbarn konnte die Party jedenfalls gerettet werden: Es wurden sämtliche Sonnenschirme und -segel rausgebracht, sodass wir weiter im Trockenen saßen. Das Gewitter fand die Fete wohl nicht so spannend und hat sich schnell wieder verzogen. Eure Jessy, große Schwester der kleinen  Schwester www.diestadtfelder.de

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