Film verrückt: Tipps von Lars Johansen

In dieser Rubrik möchte ich Filme oder Serien empfehlen, die Sie im Kino oder auf dem Bildschirm zuhause einmal anschauen sollten. Dabei möchte ich Ihren Blick auf eher Ungewöhnliches lenken.
Begeben wir uns in dieser Ausgabe auch filmisch in die Unterwelt. Ein Großgrundbesitzer wird von seiner jüngeren Gattin ermordet, die mit ihrem Bruder ein inszestuöses Verhältnis hat. Nun versucht sie auch noch, einen ehemaligen Liebhaber einzuspannen, der den Erben, ihren Neffen, töten soll. Klingt nach einem Thriller, ist aber in der Tat der wunderbare Italowestern „Johnny Yuma“ (1966), der frisch auf DVD erschienen ist. Mit dem Amerikaner Mark Damon in der Titelrolle kann man hier einen vergleichsweise unbekannten Film aus der Hochzeit dieses Genres bewundern. Abgerundet wird die erstklassige Veröffentlichung mit vielen Interviews unter anderem mit einer der wenigen (und sehr faszinierenden) Komponistinnen jener Zeit, Nora Orlandi.
In „Don't Breathe“ (2016) dringen drei junge Menschen in das Haus eines erblindeten Kriegsveteranen ein, um ihn zu berauben. Der dreht den Spieß aber rasch um, und die Nacht wird ein Albtraum für die Einbrecher. Im langsam zerfallenden und fast menschenleeren Detroit gedreht, das eine eindrucksvolle Kulisse für einen der besten Horrorfilme des vergangenen Jahres abgibt, zieht einen dieses Werk, welches ohne bekannte Schauspieler auskommt, direkt in eine böse kleine Hölle hinein, aus der niemand ohne Blessuren an Leib oder Seele herauskommt. Nebenbei gibt es eine politische Botschaft mit auf den Weg: Wenn sich die Opfer der Wirtschaftskrise schon gegenseitig zerfleischen, müssen wir uns über den politischen Rechtsruck nicht wundern.
Im Mitternachtskino auf dem Moritzhof gibt es mit „The Eyes of my Mother“ einen aktuellen Independentfilm zu sehen, der auch im vergangenen Jahr entstanden ist und sich ebenfalls im Horrorgenre herumtreibt. Schwarzweiß gedreht, voller abgrundtiefer Dunkelheit, verfügt er über betörend schöne Bilder, die im Kopf noch lange nachwirken.

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