Matthias Kühne: Die Politik belastet den Immobilienerwerb weiter

Steigende Grundstückspreise erschweren jungen Familien die Anschaffung eigenen Wohneigentums. Die Nebenkosten, vor allem Steuern steigen dadurch. Politische Entlastungsversprechen sind bisher reine Makulatur.

Magdeburg war Anfang des Jahres laut Einschätzung der Fachzeitschrift Wirtschaftswoche mit 6,4 Prozent Ertrag auf das Eigenkapital unter 50 deutschen Großstädten die attraktivste für Immobilienkäufer. Dieses Ergebnis baut natürlich auf die Explosion der Immobilienpreise in großen Ballungszentren. In München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin sind die Preise derart explodiert, dass langfristig eine Refinanzierung des Investments fraglich ist. Deshalb mag der Standort Magdeburg auf Menschen, die sich Wohneigentümer zulegen wollen, besonders anziehend zu wirken.

Doch auch in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt klettern die Preise mit dem Gesamttrend der Immobiliennachfrage. Allerdings ist dies nicht der einzige Verteuerungsaspekt für künftige Eigentümer. Obwohl wegen steigender Mieten die Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden ungebrochen groß ist, wird es zunehmend schwieriger, selbstgenutztes Eigentum zu finanzieren. Erwarben 2013 in ganz Deutschland rund 800.000 Haushalte ihre erste Immobilie, waren es drei Jahre später nur noch 600.000. Zahlen und Fakten dazu trug das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zusammen.

Die Wirtschaftsexperten sehen einen wichtigen Grund für die rückläufige Entwicklung in den hohen Nebenkosten bei einem Immobilienerwerb. Grundsteuer, Notar- und Maklerkosten treiben die Anschaffungskosten neben den steigenden Grundstückspreisen zusätzlich in die Höhe. Insbesondere die Grunderwerbssteuer wächst mit höheren Preisen stets mit. In Sachsen-Anhalt beträgt der aktuelle Steuersatz für den Kauf eines Grundstücks 5 Prozent. Kostet eine Immobilie beispielsweise 500.000 Euro, fallen also zusätzlich 25.000 Euro Steuern an. Dazu kommen noch Notargebühren und häufig eine zu entrichtende Maklercourtage. Je teurer ein Objekt veräußert wird, umso höher die Nebenkosten, insbesondere die Beträge an Vater Staat.

Wollte die Politik hier wirklich eine Förderung für junge Familien durchsetzen, könnte man beispielsweise beim Ersterwerb einer eigengenutzten Immobilie einmalig auf die Grunderwerbssteuer verzichten. So einen Vorschlag hat es bereits gegeben. Die Regierungsparteien haben dies jedoch nie ernsthaft in Betracht gezogen. Stattdessen wird ein Baukindergeld versprochen, dass keine wirksame Entlastung schafft. Im Gegenteil, jetzt wurden Informationen bekannt, nachdem die Förderung durch das Baukindergeld von Bundesfinanzminister Olaf Scholz an strenge und enge Bedingungen gebunden sein soll.

So soll die Förderung bei Familien mit bis zu zwei Kindern nur für Wohnungen und Häuser mit bis zu 120 Quadratmeter Wohnfläche gelten. Man muss also annehmen, dass in vielen Fällen das groß angepriesene Baukindergeld gar nicht in Anspruch genommen werden kann. Die vollmundigen Versprechungen der Regierung lösen sich damit zusehends in Luft auf. Für eine echte Wohneigentumsförderung junger Familien stünden ergo ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung. Offenbar schielen die Regierungsparteien aber doch lieber auf höhere Steuereinnahmen und weniger auf reale Förderungen. Im Prinzip wäre das eine sehr verkürzte Sicht. Denn steigende Immobilienpreise führen dazu, dass sich weniger Menschen Wohneigentum leisten können. Dann kann auch Vater Staat keine Grunderwerbssteuer kassieren. Aber damit nicht genug: Ein weiteres Preistreiben durch die Politik ist mit der Reform der Grundsteuer zu erwarten. Welches Bewertungsmodell sich für die Besteuerung eines Grundstücks durchsetzen wird, steht noch in den Sternen. Absehbar ist jedoch, dass selbst diese Reform wohl nicht zu einer Entlastung bei der Bildung von Wohneigentum für Familien führen wird. Politische Zielsetzungen dazu haben bisher in keiner Weise gegriffen. Dabei hat der Gesetzgeber die Mittel dazu. Bei den Nebenkosten zum Immobilienerwerb hätte die Politik die Möglichkeiten, nutzt sie aber nicht. Matthias Kühne

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