Meine Ex sagt …

… Männer sind ganz schöne Aufmerksamkeitsmuffel. Sie berichtete mir von einer Einladung zum Essen in ihrem Lieblingsrestaurant. Kaum hätte sie Platz genommen, hatte ihr Begleiter auch schon das Smartphone in der Hand und tippte eifrig darauf rum. Dabei sei es aber nicht geblieben. Immer wieder blickte er auf das Display und mehrfach hätte er während ihres Aufenthaltes Nachrichten beantwortet. Diese Ignoranz sei beschämend. Dann würde sie auf solche Einladungen verzichten. Ich gab ihr uneingeschränkt Recht und fragte, ob sie ihren Begleiter auf das Verhalten hingewiesen hätte. Das hatte sie nicht getang. Dafür aber mehrere Tage nicht mehr mit ihm geredet. Schweigen sei auch keine Lösung, sagte ich dazu. Der Blödmann müsse das doch selbst begreifen. Grundsätzlich stimmte ich ihr zu. Dennoch sei es hilfreich, wenn man sich gegenseitig einen Spiegel vorhalten würde. So hätte das jeweilige Gegenüber wenigsten die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Unfug, meinte sie, Männer seien halt so. Sie trage die erlebte Misslichkeit allerdings weiter mit sich herum und bereite sich damit eine Leid-Verlängerung, meinte ich. Mir warf sie daraufhin vor, dass ich das ungehörige Verhalten meines Geschlechtsgenossen nur relativieren wollte. Männer müssten – also auch ich – zu ihren natürlichen Mängeln stehen. In diesem Moment hatte ihr Handy gesurrt. Meine Ex griff in die Handtasche und suchte im Universum geheimer Utensilien nach dem Mobilgerät. Als sie es endlich in der Hand hielt, tippte sie fix eine Nachricht ein. Ob sie jetzt besser als ihr Partner im Restaurant sei, fragte ich spitzbübisch. Papperlapapp, das sei eine wichtige Mitteilung von ihrer Freundin Katrin gewesen. Ich gab ihr den Hinweis, wenn sie mit Katrin kommunizieren wolle, könne sie das gern tun. Sicher wäre das ein paar Minuten später, wenn sie meine Wohnung verlassen hätte, auch möglich gewesen. Und ob sie nun besser als ihr Freund sei. Ich brauchte dann gar nichts mehr zu sagen, weil sie entrüstet aufgestanden war und wortlos die Küche verließ. Nun hatte sie sicher genügend Gelegenheit, sich mit ihrer Freundin auszutauschen, und ich musste mir ihre Klischees über Männer-Mängel nicht länger vorhalten lassen. Thomas Wischnewski

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