Mit oder ohne …

Normalerweise ist mein Freund im Urlaub eher entspannt. Ausschlafen, irgendwann aufstehen, sich fürs Frühstück bereit machen und in aller Ruhe das Büffet des Hotelrestaurants abarbeiten. Dann, wenn die meisten Gäste schon zu irgendwelchen Unternehmungen aufgebrochen sind, gönnt er sich noch eine Tasse Kaffee. Nach dem ausgedehnten Frühstück geht es los … oder auch nicht. Meist zieht er es vor, am Pool zu liegen oder ein paar Meter Richtung Strand zu laufen, um dort sein Handtuch auszubreiten und sich irgendwelchen Medien zu widmen. Soll heißen, er liest entweder ein Buch – ganz oldschool auf Papier oder falls er sich bei der Vorauswahl nicht entscheiden konnte, auf dem eBook-Reader. Und wenn er davon genug hat, geht er dazu über, wie wild auf dem Smartphone herum zu scrollen auf der Suche nach Neuigkeiten und die Online-Ausgaben diverser Zeitungen zu durchfors-ten. Die einzigen Bewegungen, die stattfinden, sind das Umblättern von Seiten, das bereits erwähnte Scrollen oder das Wenden des Körpers. Wobei ich bei letztem nicht weiß, ob er das tut, weil die Liege-position zu unbequem geworden ist oder weil er von beiden Seiten gleichmäßig geröstet werden möchte. Hin und wieder sucht er das Wasser zum Abkühlen auf. Und das war’s dann auch schon mit der Bewegung. Nur die abendlichen Fresskapaden eines All-inclusive-Urlaubs kommen noch hinzu. In diesem Jahr jedoch war alles anders. Mein Freund schien einen regelrechten Bewegungsdrang zu haben. Er ist nicht nur im Pool mehrere Bahnen beziehungsweise im Meer mehrere hundert Meter geschwommen, er wollte auch tagsüber etwas unternehmen. Im Urlaub! Ich war perplex. Doch einfaches am-Strand-Herumschlendern reichte ihm nicht. Es musste schon mehr sein – eine Radtour beispielsweise. Also liehen wir uns Fahrräder aus und planten eine Strecke, die nicht weniger als 60 Kilometer lang war. Sonst lohne es sich gar nicht loszufahren, so seine Meinung. Und das bei sehr warmen Temperaturen. Aber gut … ich war froh, dass wir überhaupt etwas unternahmen. Am nächs-ten Tag: eine geführte Kajak-Tour. Danach: 25 Kilometer durch hügelige Landschaft wandern. Und so ging es weiter. Der Urlaub glich einem Sportcamp und am Ende war ich erschöpfter als vorher … Also im nächsten Jahr vielleicht doch wieder ohne? Leonie Felix

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