Römers Reich: Moderne Sonnenkönige

Ludwig XIV. hatte man den Beinamen „le Roi Soleil“, der „Sonnenkönig“, gegeben. Dies sollte seinen Absolutismus, seine etablierte Hofkultur und sein prunkvolles Auftreten zum Ausdruck bringen. Für die europäischen Höfe galt seine prachtvolle Selbstinszenierung als schillerndes Vorbild. Der absolutistische Adel mit seiner Prunksucht ist Geschichte. So wird es vielfach erzählt. Sieht man, mit welcher Begeisterung Abermillionen vor den Bildschirmen die Liveübertragung einer aristokratischen Hochzeit verfolgen, möchte man daran zweifeln.

Es gibt heute Menschen, die sich gegen solche Verschwendungen stemmen. Insbesondere die weltweite Bewegung für Klimaschutz ist da beispielhaft zu nennen. Die Protagonisten treten konsequent für Verzicht auf und entwickeln Vorstellungen, wie sich dies über alle Staaten und Völker ziehen könnte, damit wir endlich der Verschwendung abschwören. Wer Prunktsucht und schillernde Selbstdarstellungen zeigen wollte, gehörte zu den ewig Gestrigen. Vom 2. bis 4.  August trafen sich Kämpfer der Klimaschutz-Weltelite in Selinunt auf Sizilien bereits zum dritten Mal, um über die drängendsten globalen Probleme zu beraten. Menschenrechte, Globalisierung, Migration oder Datenschutz im Internet – das sind die Themen, die von den Teilnehmern beackert werden. In diesem Jahr stand ganz aktuell und wichtig der Klimaschutz auf der Agenda. Der Google-Mutterkonzern Alphabet veranstaltet die Konferenz und soll sich das Treffen rund 20 Millionen Dollar kosten lassen haben. Die Teilnehmerliste liest sich wie das Who’s Who der Straße der Besten: Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Amazon-Ikone Jeff Bezos, die Hollywood-Stars Johnny Depp, Leonardo DiCaprio, Tom Cruise, Orlando Bloom, Bradley Cooper. Modedesignerinnen Stella McCartney und Diane Von Fürstenberg, aber auch FIAT-Boss John Elkann, die frischgebackene Chefin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde als auch Prinz William und Ehefrau Kate oder Sängerin Katy Perry waren in Selinunt dabei.

Beobachter zählten Luxusjachten im Wert von rund 500 Millionen Dollar. 114 Starts und Landungen von Privatjets gab es deswegen auf dem Flughafen von Palermo. Der Transfer nach Sizilien erfolgte per Helikopter und von dort ging es mit Maseratis, Porsches und Ferraris ins Verdura-Resort mit Golfplatz und Heliport. Es ist wichtig, dass die Elite Maßstäbe vordenkt, wie die Menschheit auf dem Paneten leben soll und dabei mit gutem Beispiel vorangeht. Aber irgendwie erinnert das Treffen dann doch wieder an den Prunk von Ludwig XIV. und dessen absoluten Herrschaftsanspruch über alles und jeden. Mögen die modernen Sonnenkönige auch auf keinem Thron sitzen, aber ein leuchtendes Exempel für Klimaschutz sind die allseits bejubelten und hochverehrten Stars allemal. Axel Römer

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