Salongeflüster: Heißer Sommer

In meinem Frisiersalon habe ich zwar eine Klimaanlage, aber trotzdem ist es eindeutig zu heiß. Unter den Trockenhauben braten meine Kunden gut durch. Ja, es ist Sommer, ich weiß. Ich will mich ja auch nicht aufregen, aber auf Regen warte ich schon. Die Elbe ist nicht mehr dieselbe, sagt sich der Dom und wundert sich über dieses Rinnsal. Ich habe die Nase voll von dieser Broilerbraterei. Ich bin kein Hähnchen oder Grillkäse. Ich will etwas Kälte. Ich habe sogar schon überlegt, den Seehofer als Türsteher zu engagieren. Wenn der redet, kommt da so viel soziale Kälte rüber, dass man das Gefühl nicht loswird, dass der bayrische Wintereinbruch uns noch alle zu Eisprinzessinnen erstarren lässt. Aber es bleibt heiß. Ich habe mich jetzt von ein paar Syrern beraten lassen, wie man sich bei diesem Wüstenklima am besten kleidet und trage seit ein paar Tagen eine Burka, die mich wundervoll kühl hält. Gut, ich darf damit nicht in den Landtag, aber warum sollte ich meine anständige Arbeit auch aufgeben. Ab und an stolpere ich in ein Schlagloch hinein, wenn ich versuche, die Baustellen überall weitgehend zu umgehen, aber die heißen jetzt ja Sommerlöcher und werden mit Unsinn gefüllt. Ganz Magdeburg streitet über das Domopenair. Das hätte ich ja im letzten Jahr verstanden, wo sie uns das Lutherjahr kaputt gemacht haben, indem sie ausgerechnet im Osten „Westside Story“ spielen mussten. Aber dieses Jahr wird doch gekreuzigt, das passt doch vor den Dom. Und für „Chicago“ im nächsten Jahr kann man ja den Dom als Hochhaus verkleiden. Dann passt das auch wieder. Ich geh erst mal ein Eis essen. Dabei fallen mir die Lutscher ein, die an der Oberfinanzdirektion gehangen hatten. Jetzt haben sie die Lutscher abgehängt. (Diesen Satz bitte zweimal lesen, der ist unglaublich doppeldeutig). So wird man ganz sicher Kulturhauptstadt. Ist aber sowieso zu heiß für Kultur. Ich möchte lieber Oslo werden, das ist richtig kalt und spricht sich auch betrunken noch leicht aus. In diesem Sinne: Der Nächste bitte.

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