Der digitale Supermarkt

Einkaufen kann anstrengend sein. Erst packt man alle Waren in den Einkaufswagen, dann aufs Band und dann wieder in den Einkaufswagen, um sie später im Auto und im Kühlschrank zu verstauen. In langen Schlangen anzustehen und mit den Kassierern zu kommunizieren gehört zum Pflichtprogramm. Dann muss auch noch die EC-Karte oder das Bargeld gezückt werden – manchmal nur eine App. Ein bisschen digital muss heutzutage wohl alles sein.

Was aber, wenn die Digitalisierung im Supermarkt um sich greift? Alibaba und Amazon machen es vor. Die Alibaba Group mit Sitz in China betreibt seit Längerem etwa 70 Filialen eines digitalen Supermarktes mit dem Namen Hema. Die Kunden können dort die gewünschten Produkte einscannen und ohne Mitarbeiterkontakt bezahlen. Kunden, die maximal drei Kilometer entfernt wohnen, können online die Waren bestellen und bekommen sie innerhalb weniger Minuten geliefert.

Amazon Go zeichnet sich ebenfalls dadurch aus, dass weder Kassen noch entsprechendes Personal gebraucht werden.  Am Eingang checkt man mit der Amazon-App ein und im Markt helfen zahlreiche Kameras und Sensoren an den Regalen dabei, die Waren, die entnommen werden, zu erfassen. Völlig bargeldlos und ohne diverse Karten.

Das alles klingt schön einfach, wenn man daran denkt, wie viel Zeit man für gewöhnlich zum Ein- und Auspacken sowie Bezahlen benötigt. Andererseits sollte man sich bewusst machen, welche Informationen die Konzerne, ob sie nun klein oder groß sind, von und über uns erhalten. Oft genug am Tag sind wir mit dem Blick auf dem Smartphone unterwegs. WhatsApp, Facebook und Co haben meistens viele Daten von uns gespeichert. Einige teilen bereitwillig jeden Schritt mit diversen Apps, ob per Fitnesstracker oder ähnlichem. Für diejenigen, die ohnehin gern ihre Daten teilen, ist so ein Supermarkt mit Sicherheit eine schöne Sache. Für andere nicht. Amazon ist beispielsweise sehr präsent in unserem Leben – fast jeder hat dort ein Konto und schon einmal etwas bestellt. Wenn nun ein Supermarkt, bei dem man sich mit ebendiesem Konto einloggt, jeden Schritt kennt, jedes Produkt, das man kauft, wie lange man im Supermarkt und an welchen Regalen verweilt – muss der Konzern das wirklich alles wissen? Und kann diese Technik nicht ebenso wie andere manipuliert und gehackt werden?

Auch der ehemalige Bundesbeauftragte für Datenschutz Peter Schaar sieht diese Supermärkte kritisch. Die Nutzer der App und der Supermärkte werden identifiziert – die Kunden wissen nicht, welche Informationen außer den bereits bekannten gesammelt werden und was damit geschieht. Ein exaktes Profil der Kunden ist auf diesem Weg möglich. Dabei spricht er an, dass Emotionen aufgezeichnet und ausgewertet werden können. Personalisierte Preise wären so möglich. In Deutschland und Europa kann Amazon Go – und demnach auch ähnliche Läden – momentan nicht gegen den Datenschutz ankommen. Jeder Kunde müsste sein Einverständnis geben, bevor Daten aufgezeichnet werden und dazu wäre es nötig, dass die Kunden genau wissen, wofür die Daten verwendet werden.

Bei uns heißt es also erstmal weiterhin, ganz analog einkaufen zu gehen und den Kassierern freundlich zuzulächeln, während man vielleicht die App zum Bezahlen auf dem Smartphone sucht. Sophie Altkrüger

Zurück