Familienprobleme – Problemfamilien

In Deutschland leben immer weniger Kinder. Ihre derzeitige und zukünftige Lebenssituation wird immer noch entscheidend durch ihre soziale Herkunft geprägt. So steigen die Chancen von Kindern auf hohe Bildungsabschlüsse, wenn die Eltern selbst einen hohen Bildungsstand haben. Kinder aus Elternhäusern mit niedrigerem sozioökonomischen Status haben zudem schlechtere Chancen, gesund aufzuwachsen. Das subjektive Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in den Schulen variiert stark nach Schulform. Trotz guter Wirtschaftslage stagniert der Anteil der armutsgefährdeten Kinder. Kinder und Jugendliche in Haushalten mit alleinerziehenden Müttern oder Vätern sind dabei am stärksten von Armut gefährdet. Dieses Bild zeichnet der Ende vergangenen Jahres vorgestellte „Datenreport 2018 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland“. Fachleute aus amtlicher Statistik und Sozialforschung haben darin Zahlen und Fakten zu wichtigen Lebensbereichen zusammengestellt, unter anderem zu Kindern. Der Datenreport wird herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt (Destatis), dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Gebildete und wohlhabende Eltern haben gesündere Kinder

Die gesundheitliche Situation von Kindern hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Die soziale Herkunft wirkt sich jedoch stark auf die Gesundheit aus: Kinder aus Elternhäusern mit niedrigerem sozioökonomischem Status haben schlechtere Chancen, gesund aufzuwachsen. Das beginnt schon vor der Geburt. Etwa 30 Prozent der Mütter mit niedrigem sozioökonomischem Status rauchen während der Schwangerschaft; bei Müttern mit hohem sozioökonomischem Status sind es nur 2 Prozent. Die gesundheitlichen Ungleichheiten setzen sich im Lebensverlauf fort. Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischem Status haben öfter psychische Probleme oder sind verhaltensauffällig. Sie treiben auch seltener Sport, ernähren sich ungesünder und sind häufiger übergewichtig.

Zahl der Kinder in 20 Jahren um 14 Prozent gesunken

2017 lebten nach Ergebnissen des Mikrozensus 13,4 Millionen Personen unter 18 Jahren in Privathaushalten. Dies entspricht einem Anteil von 16 Prozent an der Bevölkerung. In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Kinder bundesweit um 14 Prozent gesunken: 1997 waren es noch 15,7 Millionen. Damals hatten sie einen Anteil von 19 Prozent an der Gesamtbevölkerung ausgemacht.

Bildungschancen hängen vom Bildungsstand der Eltern ab

In Deutschland wird die Schulwahl nach wie vor vom familiären Hintergrund bestimmt. Im Jahr 2017 hatte mit 65 Prozent die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Dagegen wuchsen nur wenige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bei Eltern auf, die einen Hauptschulabschluss (7 Prozent) oder keinen allgemeinbildenden Abschluss (2 Prozent) besaßen. Umgekehrt verhielt es sich bei Kindern, die auf Hauptschulen gingen: Lediglich 16 Prozent hatten Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Über die Hälfte der Hauptschülerinnen und Hauptschüler lebte hingegen bei Eltern, die einen Hauptschulabschluss (42 Prozent) oder keinen allgemeinbildenden Abschluss (14 Prozent) aufwiesen.

Hauptschüler in der Schule mehr belastet

Die Belastung der Schülerinnen und Schüler ist stark von der Schulform abhängig. Etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler gab an, nach der Schule meistens erschöpft zu sein. Dies betrifft vor allem Schülerinnen und Schüler am Gymnasium und an der Hauptschule. Etwa ein Drittel der Jugendlichen in beiden Schulformen beklagte auch, dass ihnen die Schule kaum Zeit lasse, Freunde zu treffen. Hauptschülerinnen und Hauptschüler empfinden den Schulbesuch besonders häufig als belastend. So sagten 43 Prozent, dass es in der Schule nur wenige Dinge gebe, die ihnen wirklich Spaß machten. 24 Prozent empfanden die Anforderungen der Schule insgesamt als große Belastung. In den anderen Schulformen stimmten diesen beiden Aussagen deutlich weniger Kinder und Jugendliche zu.

Kinderarmut erschwert kulturelle und soziale Teilhabe

Im Jahr 2017 waren 14,4 Prozent der Kinder unter sechs Jahren armutsgefährdet. Für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren lag dieser Anteil bei 14,5 Prozent. Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren waren mit 16,7 Prozent überdurchschnittlich armutsgefährdet. Im Durchschnitt waren 15,2 Prozent aller Menschen unter 18 Jahren von Armut bedroht. Mittlerweile haben 36 Prozent aller Kinder in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass das Kind selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Kinder mit Migrationshintergrund (33,3 Prozent) sind häufiger armutsgefährdet als Kinder ohne Migrationshintergrund (12,7 Prozent). Kinderarmut ist nicht ausschließlich materielle Armut und somit auch nicht nur mithilfe materieller Leistungen zu lösen. Materieller Mangel kann zu sozialer Stigmatisierung führen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Frage nach kultureller, sozialer, aber auch politischer Teilhabe, die für in Armut lebende und von Armut gefährdete Kinder und Jugendliche besonders erschwert wird. Armut wirkt in alle Bereiche des Lebens, sie beeinflusst Bildungs- und Lebenschancen stark. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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