Gesundheit kompakt

Eltern-Hotline zum Kita-Start

Im August kommen viele kleine Sachsen-Anhalter neu in die Kinderkrippe oder in den Kindergarten. Aus dem Freundes- und Verwandtenkreis wissen Eltern bereits, was sie im ersten Jahr erwartet: Rotznasen, Dauerhusten, Magen-Darm-Infekte – Kindertagesstätten sind Tauschbörsen für Krankheitserreger. „Gerade zu Beginn des ersten Kita-Jahres leistet das Immunsystem von Kindern Schwerstarbeit. Bis zu zehn Infekte im Jahr sind bei Kita-Kindern aber kein Grund zur Sorge. Vor dem Kita-Start können Eltern einiges tun, damit sich Kinder später nicht anstecken und die ganze Familie gesund bleibt“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER. Wie können Eltern das Immunsystem ihrer Kinder stärken? Müssen die Kleinen bei jedem Infekt zuhause bleiben? Welche Impfungen sollten Mädchen und Jungen im Vorfeld erhalten? Was ist zu beachten, wenn das eigene Kind an Nahrungsmittelunverträglichkeiten leidet oder in der Kita Medikamente einnehmen muss? Antworten auf diese Fragen gibt die Eltern-Hotline der BARMER. Vor dem Start des neuen Kita-Jahres informiert der BARMER Teledoktor ab sofort alle Anrufer unter 0800 84 84 111. Die kostenfreie Hotline steht allen Interessierten rund um die Uhr offen. Wenn ein Kind erkrankt, können sich berufstätige Mütter und Väter jeweils bis zu zehn Tage im Jahr (pro Kind) unentgeltlich von der Arbeit befreien lassen. Dafür erhalten sie Kinderkrankengeld. Je nachdem, wie häufig und schwer Kinder im ersten Kita-Jahr erkranken, können Eltern mit den Fehlzeiten im Joballtag an ihre Grenzen kommen.

Fast jeder Dritte hat „Rücken“

Sachsen-Anhalt hat Rücken: Nahezu jeder Dritte (28,2 Prozent) zwischen Arendsee und Zeitz musste sich im Jahr 2017 mit der Diagnose Rückenschmerzen behandeln lassen. „Das ist der größte Anteil in ganz Deutschland, betroffen waren mehr als 620.000 Frauen und Männer in unserem Bundesland“, so Axel Wiedemann. Allein wegen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems fällt jeder Sachsen-Anhalter pro Kalenderjahr durchschnittlich fünf Arbeitstage aus. Die Daten gehen aus dem BARMER-Arztreport 2019 hervor, für den die Krankenkasse die Daten von 9,3 Millionen Versicherten anonymisiert ausgewertet hat. Pausenlos wird dem Rücken viel abverlangt: Er hilft Lasten schleppen, erträgt langes Sitzen im Auto oder im Büro und stützt immer und überall, so gut er kann. Wenn aber kaum Entlastung eintritt, reagiert der Rücken mit Schmerzen. „Auch Stress wirkt sich auf das Wohlbefinden aus und kann Rückenschmerzen verursachen“, sagt Wiedemann. Gezielte Bewegung hilft dabei, die Probleme zu lindern. Mit umfangreichen Präventionsangeboten unterstützen die gesetzlichen Krankenkassen Versicherte dabei, für die eigene Gesundheit aktiv zu werden. Die BARMER fördert bis zu zwei zertifizierte Gesundheitskurse pro Jahr mit bis zu 150 Euro.

Herausforderung Demenz

In Sachsen-Anhalt sind 52.478 Menschen der Landesbevölkerung im Alter ab 65 Jahren an einer Demenz erkrankt.

Gegenwärtig leben in Deutschland rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz und nach Vorausberechnungen wird sich die Anzahl bis zum Jahr 2050 auf rund 3 Millionen erhöhen, wenn weiterhin kein medizinischer und therapeutischer Durchbruch gelingt (1). Das Land Sachsen-Anhalt ist im bundesweiten Vergleich in besonderer Ausprägung von demografischen Auswirkungen wie z. B. Überalterung betroffen und 52.478 Menschen der Landesbevölkerung im Alter ab 65 Jahren sollen an einer Demenz erkrankt sein (1)(2). Da das Alter der größte Risikofaktor für eine Demenzerkrankung ist, werden zukünftig v. a. die neuen Bundesländer einen Anstieg der Zahl von Menschen mit Demenz aufweisen und dementsprechende Versorgungsstrukturen erforderlich sein.


Weiterhin wurden beim Deutschen Alzheimerkongress 2018 beunruhigende Daten durch den Sozialwissenschaftler Prof. Dr. habil. Thomas Klie vorgestellt, welche aufzeigen, dass Menschen mit Demenz in Ostdeutschland durchschnittlich 4 Jahre früher versterben als in Westdeutschland. Zum Beispiel in Sachsen-Anhalt, als Schlusslicht der Statistik, versterben Demenzbetroffene 6 Jahre früher als im Bundesland Bremen. Dies bestätigt u.a., dass die Versorgung von Menschen mit Demenz in Sachsen-Anhalt einen hohen Optimierungsbedarf hat.


Dreiviertel der Menschen mit Demenz in Deutschland werden von Angehörigen in Privathaushalten versorgt (3). Von den Auswirkungen einer Demenz sind sowohl die Erkrankten als auch die Angehörigen betroffen, da diese die Hauptlast der Betreuung und Pflege tragen und enorme physische, psychische und finanzielle Belastungen auf sich nehmen (4)(5). In den verschiedenen Stadien der Erkrankung kann die Pflegebelastung unterschiedliche Aspekte aufweisen (6). Einerseits exis-tieren Krisen und Spannungen zu Beginn und Angehörige fühlen sich besonders im ersten Jahr nach Diagnosestellung, aufgrund kognitiver Einbußen des Betroffenen, belastet (3)(6). Andererseits werden im Verlauf auftretende psychische und Verhaltensstörungen wie Unruhe, unabsehbare Stimmungsschwankungen sowie die Veränderung der Persönlichkeit als noch belastender empfunden (3). Ein weiterer Einflussfaktor auf das Belastungserleben stellt die Informiertheit über die Erkrankung dar. Studien ergaben, dass gering informierte Angehörige den Betroffenen häufig überschätzen, woraus Emotionen wie Wut, Frustrationen und eine gedrückte Stimmung entstehen können (ebd.).

  
Aufgrund der vielfältigen Belastungen und Lebenseinschränkungen besteht die Gefahr, dass pflegende Angehörige selbst erkranken (4). Im Vergleich zu weniger beanspruchten Gleichaltrigen besteht ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Infektionskrankheiten sowie eine erhöhte Medikamenten- und Psychopharmakaeinnahme (4)(7). Des Weiteren können Gelenk- und Rückenschmerzen, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen, erhöhter Blutdruck und Herzbeschwerden auftreten (6)(7). Ein starkes Belastungserleben, Depressionen, nächtliche Störungen und der Identitätsverlust des Demenzerkrankten stellen signifikante Prädikatoren dar, welche dazu führen, dass die häusliche Pflege durch Angehörige aufgegeben wird und eine Heimeinweisung erfolgt (7)(8). Durch frühzeitige Beratungsgespräche und Vermittlung von Hilfsangeboten können Belastungen von versorgenden Angehörigen deutlich reduziert werden (4). In Magdeburg widmet sich seit Januar 2019 das Einzelunternehmen DeAngelis – Demenzberatung und Angehörigenschulung (Inhaberin Yvonne Kotschik) den Sorgen und Nöten von Betroffenen und Angehörigen. Es besteht die Möglichkeit der kostenfreien individuellen Beratung in der Häuslichkeit und für Angehörige finden kostenfreie Schulungen statt. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.demenzberatung-magdeburg.de oder telefonisch unter 0391-63678444. Yvonne Kotschik

Quellenhinweise
(1) Deutsche Alzheimer Gesellschaft (Hrsg.). (2018). Informationsblatt 1. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Abgerufen am 11. Dezember 2018 von https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf

(2) Stabsstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.). (2013). „Den demografischen Wandel gestalten“ Berichterstattung an den Landtag Sachsen-Anhalt. Demografiebericht. Abgerufen am 6. Januar 2018 von https://demografie.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MLV/Demografieportal/Dokumente/ 2013_04_25_Demografie_Bericht_LT.pdf
(3) Adler, G. (2011). Nicht-medikamentöse Hilfen für Menschen mit Demenz. Leitfaden für die Unterstützung und Beratung von Patienten und ihren Angehörigen. Stuttgart: Kohlhammer.
(4) Förstl, H. (2011). Demenzen in Theorie und Praxis (3. Aufl.). Berlin: Springer.
(5) Robert Koch-Institut (Hrsg.). (2015). Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes gemeinsam getragen von RKI und Destatis. Abgerufen am 13. Dezember 2018 von http://www.gbe-bund.de Statistisches Bundesamt (Hrsg.). (2017). Bevölkerungsentwicklung bis 2060. Ergebnisse der 13. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung – Aktualisierte Rechnung auf Basis 2015. Abgerufen am 6. Januar 2018 von www.destatis.de
(6) Stechl, E., Knüvener, C., Lämmler, G., Teinhagen-Thiessen, E. & Brasse, G. (2012). Praxishandbuch Demenz. Erkennen-Verstehen-Behandeln. Frankfurt am Main: Mabuse.
(7) Wilz, G. & Gunzelmann, T. (2012). Demenz und Angehörige. In C.-W. Wallesch & H. Förstl (Hrsg.), Demenzen (S. 382-387). Stuttgart: Thieme.
(8) Kastner, U. & Löbach, R. (2007). Handbuch Demenz. München: Elsevier.

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