Nicht dem Preisdiktat unterwerfen: eigene Fernsehversorgung

Der Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Post und Energie“: Hartmut Voigt (li.) und Lars Schwenker.

Ihr 60-jähriges Bestehen hat die Wohnungsgenossenschaft „Post und Energie“ eG im vergangenen August mit einem großen Mieterfest auf dem Marktplatz „Olven 1“ gefeiert. Die Wahl fiel damals auf diesen Ort, weil nach Ansicht der Vorstandsmitglieder Hartmut Voigt und Lars Schwenker dort am deutlichsten sichtbar ist, dass Genossenschaften eine verlässliche Antwort auf gesellschaftliche Veränderungen bieten können. „Olvenstedt hat sich in den vergangenen Jahren zum Positiven verändert“, meint Hartmut Voigt, „und das ist auch den Genossenschaften zu verdanken, die sich vor Ort engagieren.“ Schließlich sei nicht nur die Bereitstellung angemessenen und bezahlbaren Wohnraums für die Mitglieder eine Aufgabe der Wohnungsgenossenschaft, sondern auch die Investition geschäftlicher Überschüsse in die Wohngebäude und das Wohnumfeld.
„Das sind die Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens“, führt Vorstand Hartmut Voigt weiter aus. „Wir verstehen uns als Kostenoptimierer. Wir sind nicht auf Gewinnerwirtschaftung aus, sondern orientieren uns an den Notwendigkeiten für die Erhaltung und die Verbesserung der Wohnungen, des Umfeldes und der Infrastruktur.“ Das habe jede Wohnungsgenossenschaft in ihrer Unternehmensphilosophie verankert – ebenso wie das Mitbestimmungsrecht und das Eigentumsrecht der Genossenschaftsmitglieder sowie der Fokus auf ein gesundes Für- und Miteinander.

Das Foto zeigt die Südansicht der Häuser in der Othrichstraße (Neustädter Feld).

„Ich denke, in dieser Hinsicht heben wir uns nicht von anderen Wohnungsgenossenschaften ab. Wir bieten unseren Mitgliedern die Möglichkeit, an Mieterfahrten teilzunehmen, geben eine Mieterzeitschrift heraus und haben einen Mietertreff, der für Feierlichkeiten genutzt werden kann“, zählt Hartmut Voigt auf. „Doch darüber hinaus haben wir einige Alleinstellungsmerkmale.“ So bietet die Wohnungsgenossenschaft „Post und Energie“ eine eigene Fernseh- und Internetversorgung an. Ursprünglich sei das aus der Not heraus entstanden, erklärt der Vorstand, da einige Gebiete Magdeburgs unzureichend versorgt waren. Daher habe man sich entschieden, diese Dienstleistung selbst aufzubauen, um von den großen Anbietern und ihrem Preisdiktat unabhängig zu sein.
Auch die Nutzung einer eigenen Zählerverwaltung kommt den Mietern zugute. „Wir müssen keine externe Firma bezahlen, die die Zählerstände prüft und auswertet und haben dazu die Hoheit über die Daten“, erklärt Hartmut Voigt. „Das ist ebenso sinnvoll wie eine eigene Dienstleistungsfirma, die für den Gebäudeservice – also Reinigung, Gartenpflege und Kleinreparaturen – zuständig ist. Denn diese Organschaft ermöglicht es uns, die Mehrwertsteuer zu sparen und wir haben einen direkten Einfluss darauf,wie sie die Arbeit erledigen.“ Als weiteres Alleinstellungsmerkmal
nennt der Vorstand ein Mieterportal auf der Homepage. Dort kann jedes Genossenschaftsmitglied seine eigenen vertrags- und abrechnungsrelevanten Daten einsehen. Beispielsweise werden monatsbezogene Zählerstände angezeigt,
die eine permanente Kontrolle der eigenen Wasser- und Wärmeverbräuche ermöglichen. Zudem kann das Portal genutzt werden, um auf unkomplizierte Weise Reparaturaufträge auszulösen.

Links ist ein neugebautes Mehrfamilienhaus in Olvenstedt zu sehen. Fotos: Post und Energie

Die Wohnungsgenossenschaft „Post und Energie“ eG gründete sich im Juni 1956 als Arbeiterwohnungsgenossenschaft „Deutsche Post“ und erhielt ihre gegenwärtige Form durch den Zusammenschluss im Januar 1974 mit der Arbeiterwohnungsgenossenschaft „Starkstrom Anlagenbau“. Derzeit zählen etwa 3.000 Wohnungen zum Bestand – der Großteil davon stammt aus den 80er Jahren und ist in den Stadtteilen Olvenstedt, Neustädter Feld und Stadtfeld Ost angesiedelt. Tina Heinz

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