Römers Reich: Über die größte Herausforderung

Die Flüchtlingskrise sei die größte Herausforderung für Deutschland seit der Wiedervereinigung vor 25 Jahren, sagte Horst Seehofer 2015, als er noch Bayerischer Ministerpräsident war. Drei Jahre später bezeichnete derselbe Politiker den Wohnungsbau als das Problem der Gegenwart und Zukunft. Inzwischen wird der Klimaschutz als die allerwichtigste Aufgabe bezeichnet. Prioritäten ändern sich halt. Das ist genauso wie im Privaten. Wobei ich niemanden mit den wirklich großen Herausforderungen meines Mikrobioms bei der Verdauung des Mittagessens belästige. Aber es ist schon wichtig, dass man uns die drängenden Fragen der Zeit doziert, damit wir uns ihnen in den Niederungen des Alltags stellen können.

Kürzlich verkündete die Magdeburger Universität per Pressemitteilung die Besetzung einer Gastprofessur, bei der die Abhängigkeit von Technologieentwicklung und Geschlecht erforscht wird. Die Soziologin Frau Prof. Dr. Andrea Wolffram „analysiert, wie Erfindungen und neue Technologien in der Vergangenheit und heute von wem genutzt wurden und werden, welche Geschlechterverhältnisse sich in Technologien einschreiben“. An der Fakultät für Maschinenbau will sie die Einflüsse von Geschlechterrollen auf moderne Technologieentwicklung erforschen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Nutzung von Elektromobilen. Es gibt ja da diese Klischees von Frauen- und Männerautos. Erinnert sei da an solche diskriminierenden Bezeichnungen wie „Sekretärinnen-Porsche“. Man müsste mit solchen modernen, soziologischen Forschungen annehmen, dass manche Auto-Typen dazu beigetrugen, dass sich frauentypische Berufe durch Personenkraftwagen  verfestigt hätten. In der Logik solcher Aussagen steckt auch, dass  technische Sys-teme Rollenbilder und patriachalische Machtstrukturen beeinflussen würden. Da müssen Frauen natürlich etwas tun. Die Frage für mich ist, wenn mehr Damen als Ingenieurinnen tätig wären, ob Männer dann solche sozilogischen Untersuchungen zur Beeinrichtung ihres Geschlechtes unternehmen. Und was passiert, wenn eines Tages Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein erzeugt und fantastische soziale Geschlechtervorstellungen entwickelt. Möglicherweise passen die dann gar nicht auf unsere Vorstellungen. Man sollte sich schon jetzt der Herausforderung stellen und darüber forschen, was im Falle solcher Fälle passieren würde. Auch die Frage, ob dadurch Fluchtursachen beseitigt, Wohnungsbau befördert oder Klima besser geschützt werden können, wäre sicher eine wichtige Aufgabe. Gut, dass wir uns auf wirklich allen wichtigen Gebieten breit aufstellen und die maßgeblichen Herausforderungen in sozilogischer Tiefe lösen. Die Herausforderungen meiner täglichen Verdauungsprozesse ändern sich dadurch nicht. Schön zu wissen, dass es die eine oder andere Konstante im Leben gibt. Axel Römer

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