Mädchen für alles: Frühlingserwachen

Ach, ist das herrlich, wenn man nach den trostlosen Wintermonaten wieder draußen arbeiten kann, ohne sich wie bei einer Nordpol-Expedition einpacken zu müssen. Ein befreiendes Gefühl – so ohne dicke Jacke, Mütze, Schal und Stiefel. Und die Natur tut ihr Übriges. Die Umgebung wirkt viel freundlicher, wenn das braun-graue Einerlei der vergangenen Monate von grün-weiß-rosa-gelben Farbtupfen überlagert wird. Nur Allergiker sind vermutlich nicht so erfreut darüber. Und für uns Hauswarte ist das auch gleich wieder mit mehr Arbeit verbunden. Kaum kitzelt ein Sonnenstrahl das Gras, schießt dieses in die Höhe. Man hat das Gefühl, wo gestern noch Schneematsch lag, muss heute schon der Rasen gemäht werden. Auch die Menschen wirken irgendwie lebendiger. Auf den Balkonen und in den Innenhöfen gibt es wieder mehr. Schneller als Krokusse, Schneeglöckchen und andere Frühblüher aus der Erde schießen konnten, wurden die Balkon-Möbel aufgestellt und die ersten Grills angefeuert. Doch das bringt nicht nur Vorteile mit sich: Das Ablenkungspotenzial ist deutlich höher als in den Wochen zuvor. Erst kürzlich rannte ich beim Begutachten der Grünanlagen Frau Ritter in die Arme, die mit ihrem Rollator eine Runde durch den sonnenverwöhnten Hof drehte. „Da oben“, sagte sie und zeigte mit dem Finger in Richtung einer Balkontür, die weit geöffnet war, „wohnen jetzt neue Mieter. Da läuft die ganze Zeit die Fischer. Muss ich gar kein Radio mehr anmachen … Und darunter: Beatrice Egli.“ Mit einem Augenzwinkern fügte Frau Ritter hinzu, dass dies schon zwei aus einem Genre seien. Und damit war unser jährliches Fenster-Musik-Bingo eröffnet … Irgendwie muss man dieser Beschallung etwas Positives abringen. Wer fünf in einer Reihe aus einem bestimmten Genre hört, gewinnt. Ich hatte mich dummerweise anfangs auf Rock ’n’ Roll festgelegt, aber das ist in diesen Tagen wohl nicht mehr so populär. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss weiterarbeiten und gut hinhören … Bis später, Ihr Mädchen für alles

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