Gegen die Staatssicherheit

Es ist schon der 20. November im Herbst 89: Vom Dom aus startet die große Demonstration zur Verwaltung der Staatssicherheit in der Walther-Rathenau-Straße. Wieso eigentlich jetzt noch, wo doch sogar schon der Mauerfall zurückliegt? In dieser entspannteren Lage versucht die Führung der DDR, an der Macht zu bleiben. Aus SED wird PDS, aus „Staatssicherheit“ wird „Nationaler Sicherheitsdienst“. Es muss also nachgestoßen werden. Darum ruft „die Gruppe Dom“ zu weiteren Demonstrationen auf und zwar zu besonderen Zielen. Ungewiss ist, ob daran noch eine passable Zahl von Menschen teilnehmen wird. Es kommen viele, im Dom sind es etwa 6.000. Den Demonstranten wird wieder der strenge Impuls mitgegeben: Keine Gewalt! Die Demo wächst an auf etwa 30.000 und wird zum starken Zeichen gegen Bespitzelung und gegen das Regieren mit der Angst. Denn schließlich ist Angst das eigentliche Machtinstrument einer jeden Diktatur. In der Dunkelheit ziehen wir mit Transparenten „Schluss mit dem großen Ohr!“ und „Demokratie – weiter geht’s!“ über das Schleinufer, vorbei am Kloster hin zur Stasizentrale und stellen dort unsere Kerzen ab. Wochen später folgt – nun schon bei Tage - eine Demonstration zur Bezirksverwaltung „der Partei“ an der Ecke Gerhart-Hauptmann-Straße/Goethestraße. Hier ist die Stimmung schon gelöster mit Lachen und Händeklatschen. Die Angst ist geschwunden. Der aufrechte Gang ist nun gelernt. Allerdings denkt zu dieser Zeit noch niemand an eine Einheit Deutschlands. Vielmehr will man eine wirklich demokratische DDR. Dieter Müller

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