Es geht um den Job

Warum der Magdeburger Automobil-Rennfahrer Dominique Schaak so viel Wert auf Gesundheit und Kondition legt. 2020 steuert Sachsen-Anhalts einziger Profi in diesem Gewerbe einen Porsche.

Die sitzen eh nur in ihren superschnellen Wagen und fahren immerzu im Kreis. Körperlich tun die doch kaum etwas. So unausrottbar dieses Vorurteil über Rennfahrer offenbar ist, so falsch ist es. Dominique Schaak, Sachsen-Anhalts einziger Pilot, der diesen Sport professionell betreibt, kann darüber nur mild lächeln. „Die meisten wissen es offensichtlich nicht besser“, sagt er. „Allein fünf Teams kümmern sich um meinen konditionellen und gesundheitlichen Zustand.“ Dabei steht er nicht einmal bei einer großen Marke unter Vertrag, organisiert als sogenannter Privatfahrer alles selbst. Für die Zeitung MAGDEBURG KOMPAKT, die den 29-Jährigen in der zurückliegenden Saison auf wichtigen Stationen journalistisch begleitete, stellt er sein „Gesundheitsteam“ einmal näher vor. „Da wären zunächst die Helios-Kliniken“, berichtet Schaak. „Bei ihnen bekomme ich in Vogelsang sozusagen die medizinische Rundumversorgung. In der Vorbereitung auf eine Saison bin ich einmal in der Woche bei ihnen.“ Dazu gehört auch der Besuch in der Kältekammer. „Die minus 110 Grad, die dort herrschen, können bei der Regeneration der Muskeln helfen.“, doziert er, „Bekannt ist ebenso, dass große Kälte bei kleineren Entzündungen den Heilungsprozess unterstützen kann.“ Das ambulante Therapiezentrum in Magdeburg kümmert sich vor allem um die Physiotherapie: „Ein bis zweimal alle 14 Tage bin ich bei ihnen.“

Im Motion Lab wiederum geht es um die Bewegungsanalyse. „Hier werden synchrone Vermessung von Wirbelsäule, Beinachsen und Fußdruck durchgeführt. Es wird viel mit Video und Datenaufzeichnungen gearbeitet. Gerade durch die bei den hohen Geschwindigkeiten in unseren Wagen wirkenden starken Fliehkräfte und die harten Schläge des Fahrwerks sollte der Körper in regelmäßigen Abständen beobachtet werden. Ich mache das vierteljährlich.“  Station Nummer vier ist der Chiropraktiker. Ihn, der sich um Einrenkungen und ähnliches kümmert, besucht Schaak vor und nach jedem Rennen.

Und dann wäre da noch, der Pilot schaut auf sein Smartphone, um die richtige Schreibweise zu diktieren, „conwince optimum performance“. Was? „Die beschäftigen sich mit Gesundheitscoaching und Mentaltraining.“, erklärt er. „Vor und nach jedem Rennen bin ich dort. Da geht es beispielsweise um Fragen der Konzentration während eines Rennens. Gerade in deren Endphase lässt sie nach, da passieren die meisten Fehler. Letztlich ist das meiste Kopfsache. Darüber reden wir, und wie es mir gelingt, die Konzentration möglichst ein gesamtes Rennen lang hochzuhalten. Auch Ängste und die Frage, ob man positiv oder negativ mit ihnen umgeht, spielen in diesen Treffen eine Rolle. Neben der mentalen Beratung bekomme ich wichtige Hinweise zur Ernährungsumstellung. Ich esse jetzt weniger, aber ebenso energiereich.“ Wichtig für Rennfahrer, die wie Jockeys und Kampfsportler ständig auf ihr Gewicht achten müssen. „Ich liege jetzt“, sagt Schaak, „bei 1,74 Körpergröße bei 71 Kilo. Das ist gut.“

Die Zeit um Weihnachten und den Jahreswechsel ist die einzige im Jahr, in der er die Zügel einmal ein wenig lockerer lassen kann. „Da fahre ich die Einheiten, die ich ansonsten im meiner Konditionsschmiede Lucky Fitness in Magdeburg absolviere, schon runter.“ Am 7. Januar erfolgt wieder der, wie es in der Rennfahrersprache heißt, scharfe Start. „Bis Ende Februar wird dann ein straffes Konditionsprogramm durchgezogen, bevor im März die ersten Tests mit den Autos beginnen. Ganz wichtig ist für mich die Selbstmotivation. Als Einzelkämpfer muss ich mir, salopp gesagt, zuweilen selbst in den Hintern treten, um keine Abstriche am Programm zuzulassen, alles straff durchzuziehen. Da ist niemand, der mir sagt, das machst du jetzt so oder so. Selbstdisziplin spielt also eine wichtige Rolle. Schließlich geht es am Ende auch um den Job, um Existenzfragen. Wenn du nicht fit bist, gibt es keinen neuen Vertrag. In unserer Branche sind Ein-Jahres-Verträge die Regel. Also musst du Leistung bringen. Und wer da nicht körperlich auf der Höhe ist …“

Schaak scheint auf jeden Fall gut gearbeitet zu haben. Auch für 2020 besitzt er wieder einen Vertrag. Diesmal mit einem Team aus dem niedersächsischen Hameln. Was aber vielleicht noch wichtiger ist: Er wird einen Boliden steuern, der in der Automobilwelt über einen äußerst guten Klang - nicht nur aus den Auspuff-Rohren - verfügt: einen Porsche. Einen Cayman, um korrekt zu sein. Er wird das 425 PS starke und 180.000 Euro teure Geschoss in der ADAC-GT4-Masters-Serie pilotieren. Einem Wettbewerb, der auch regelmäßig im Fernsehen (Sport1) zu besichtigen sein wird. „Darauf freue ich mich wirklich.“ Rudi Bartlitz

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