SCM im Fahrstuhl

Fahrstuhl-Mannschaft – das ist eine der Charakteristika, die sich der SC Magdeburg in dieser Saison schon des Öfteren gefallen lassen musste. Nicht das Pendeln zwischen den Ligen soll damit beschrieben werden, sondern die Inkonstanz, die Ostdeutschlands führendes Handballteam nicht erst in dieser Spielzeit an den Tag legt. Heute so, morgen so. Einerseits in der Lage, jeden Gegner zu schlagen, andererseits durchaus mit der Fähigkeit versehen, gegen jeden zu verlieren. Eine wahre Wundertüte eben, man weiß nie, was drinsteckt.

Augenblicklich sieht es gerade wieder einmal so aus, als habe man im berühmten Fahrstuhl eine Kabine erwischt, die nach oben führt. Drei Siege am Stück (davon zwei in fremden Hallen), im europäischen Wettbewerb (EHF-Cup) wurde mit dem Auswärtserfolg im kroatischen Nasice problemlos die Gruppenphase erreicht. Vielleicht ist der Titel eines Films der berühmtesten Tochter Nasices, der Schauspielerin und Sängerin Dunja Rajter („Kreuzfahrt ins Glück“), ja ein vielversprechendes Omen …

Mit dem Weiterkommen im EHF-Pokal ist auf jeden Fall das einzige präzis formulierte Saisonziel des SCM, nämlich auch in der Spielzeit 2017/18 erneut im internationalen Geschäft vertreten zu sein, noch greifbar. Denn in den anderen beiden Wettbewerben haben die Grün-Roten ihre Chancen bereits im Herbst so gut wie verwirkt. Im nationalen Pokalwettbewerb schied man aus, wenn auch knapp mit 21:22 gegen den THW Kiel aus, in der Meisterschaft beträgt der Abstand zum Führungs-Trio – und gerade der sollte ja, wenn schon nicht aufgeholt, denn doch verringert werden ­­- bereits nach einem Drittel der Saison zehn Minuspunkte.

Schwankende Leistungen haben Trainer und Klubführung des SC Magdeburg in den vergangenen Wochen und Monaten fast an den Rand des Wahnsinns getrieben. Foto: Peter Gercke

Gerade in der Bundesliga, noch immer das Kerngeschäft des SCM (denn hier wird das Geld verdient), lieferte das Team zum Teil Haarsträubendes ab. Man muss lange in den Annalen zurückblättern, um die Magdeburger (derzeit Achter) kurz vor Weihnachten mit einem negativen Torverhältnis zu finden. Absoluter Tiefpunkt war, da gibt es keinen Zweifel, die 15-Tore-Heimniederlage gegen Hannover. Fast in dieselbe Kategorie gehört die 10-Treffer-Pleite beim Aufsteiger Minden. Manager Marc Schmedt sprach danach von „einem der bittersten Spiele in meiner mehr als sechsjährigen Tätigkeit als Geschäftsführer“. Seine Schützlinge glaubten offenbar, nach zuvor drei Erfolgen eine solche Partie „mit links und 40 Grad Fieber“ bestreiten zu können.

Genau diese schwankenden Leistungen sind es, die Trainer und Klubführung in den vergangenen Wochen und Monaten fast an den Rand des Wahnsinns getrieben haben. Zumal niemand auszumachen vermochte, woran es gelegen hatte. „Wenn wir es wüssten“, so die schon mantrahafte Argumentation, „wir würden es abstellen.“ Dabei ist eines in fast allen der bisher 19 Begegnungen nicht zu übersehen: Da agieren oft 15 Einzelspieler auf der Platte, aber keine Mannschaft. Und noch etwas: Wenn‘s nicht läuft, versteckt sich einer hinter dem anderen, ist weit und breit keiner da, der die Verantwortung übernimmt. Es stellt sich also schon die Frage, ob bei der Zusammenstellung des Teams, der Wahl der Charaktere, alles optimal gelaufen ist.

Rudi Bartlitz

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