Das glaube ich...

Ja, es gibt wirklich kein anderes Thema mehr: Flüchtlinge, Zuwanderung, Islamisierung, Untergang, Sicherheit, Terror, Obergrenze, Integration usw. usw. … Egal, wohin man schaut, das gesamte Leben in Deutschland dreht sich offenbar um diese eine Sache. In der Politik schlägt die eine Seite auf die andere ein und Medien blasen jeden Satz zur Generaldebatte auf. Moment. Da gibt es doch noch ein ganz anderes Thema: die Gefahr der russischen Hackerangriffe auf die Demokratie. Der böse Herr Putin hat bereits eine eigene Achse des Bösen geschmiedet und dem Gesinnungsbruder Donald Trump den Steigbügel für den Ritt ins Weiße Haus gehalten. So musste man es jedenfalls lesen. Und jetzt werden wir vom Cyberangriff aus der Taiga bedroht. Bedenken Sie wohl, liebe Leser, wenn Sie am 24. September Ihre Entscheidung zur Bundestagswahl an der Urne treffen, dass Sie das Kreuz nicht ganz freiwillig gemacht haben. Ganz sicher hat Ihnen der Wladimir dabei die Hand geführt oder eben vorher den Kopf verdreht.


Die lieben, guten Schäfchen im Westen, die natürlich kein Wässerchen trüben können, verfügen über keinerlei Leute, die Computer ausspähen oder in der Internetwelt überhaupt keine Stimmen und Stimmungen hinterlassen. Die weltweit sendende Deutsche Welle gibt es nur für deutsche Touristen an Urlaubsstränden. Die noch viel lieberen und ganz zurückhaltenden US-Amerikaner verbreiten über ihre Landesgrenzen hinaus gar keine Nachrichten. Und in anderen Staaten hatten sie noch nie die Finger im Spiel. Was schlussfolgern wir daraus? Märchen sind begehrt wie nie. Manche erzählen sie gern und andere möchten sie erzählt bekommen. Gut, mit der Glaubwürdigkeit ist das jetzt so eine Sache. Kürzlich hat jemand entdeckt, dass es in den „sozialen Medien“ (warum wehrt sich mein Hirn nur gegen das Wort „sozial“ in diesem Zusammenhang?) Fake-News gibt, also Falschbehauptungen. Was durch das böse Internet bzw. durch einige Menschen, die sich darin tummeln, alles für Lügen und Halbwahrheiten verbreitet werden. Wer zu lange in den Abgrund schaut, den schaut irgendwann der Abgrund an. So sagte es Friedrich Nietzsche. Apropos Abgrund: Düs-ter sind auch die Untertunnelungsabsichten in Magdeburg, obwohl noch gar kein Tunnel da ist. Einige Einzelhändler haben bereits das Handtuch geworfen, weil für sie der Kundenstrom abgerissen ist. Wenn wenigstens mal jemand auf die Idee käme, die anderen Baustellenvorhaben besser zu koordinieren, damit zusätzliche Einschränkungen vermieden werden. Aber sicher hat da ebenso Putin seine Hand im Spiel und die Rechner im Tiefbauamt manipuliert, oder stehen etwa Flüchtlinge der deutschen, organisierten Gründlichkeit im Wege? Ich weiß es nicht. Aber ich kann es hier deshalb behaupten, weil es kein anderes Thema mehr gibt. Das glaube ich jedenfalls.

Thomas Wischnewski

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