Kurze Wege, guter Saft

Schon Anfang der 1970er Jahre mischte der heutige Geschäftsführer im Familienunternehmen mit.

Eine alte Fotografie aus den 1970er Jahren. Darauf ein großer Berg aus Äpfeln. Und mittendrin ein kleiner Junge. „Als Kind habe ich mir öfter mal eine Holzkiste genommen und bin da hinuntergerodelt“, erzählt Dirk Natho mit einem verschmitzten Lächeln. Damals hatte sein Großvater, kurz darauf sein Vater das Sagen im Familienunternehmen – heute leiten Dirk und sein Bruder Holger die Natho’s Säfte GmbH. „Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1906, damals noch als Molkerei. 1934 hat mein Großvater schließlich auf Mosterei umgestellt“, schildert Dirk Natho. „Äpfel, Kirschen, Schwarze Johannisbeeren, aber auch Rhabarber wurde in den Anfangsjahren verarbeitet. Natürlich in kleineren Mengen als heute. Und damals wurde jede Flasche einzeln in Seidenpapier eingewickelt.“

Handarbeit ist die Verarbeitung der Früchte zu Saft heute noch. Wenn auch nicht im gleichen Maße. „Der Großteil der Produktion wird selbstverständlich von Maschinen erledigt – wie beispielsweise die Abfüllung in Glasflaschen. Aber das Sortieren des Obstes wird nach wie vor von Hand erledigt“, erklärt der Geschäftsführer. Die Früchte, die zur Herstellung der Säfte verwendet werden, stammen hauptsächlich von Streuobstwiesen oder von Privatpersonen, die ihre Ernte aus dem Kleingarten zu einer der zahlreichen Sammelstellen oder direkt zur Produktionsstätte nach Welsleben bringen. „Wir wollen Obst verarbeiten, das aus der Region stammt und dabei auf Chemie verzichten“, sagt Dirk Natho und fügt an: „Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, weshalb wir unsere Säfte ausschließlich in Glasflaschen abfüllen.“ Ab sofort werden Äpfel angenommen, hartreife Birnen dann ab 1. September und Quitten können ab 1. Oktober abgegeben werden. Alle Daten, auch für andere Obstsorten, sind auf der Internetseite zu finden.

Dirk und Silke Natho auf der Streuobstwiese in Groß Germersleben. Foto: Peter Gercke

Die Palette der Natho-Säfte umfasst inzwischen 40 Produkte, die vor Ort in Welsleben abgefüllt werden. Birnensaft und Quittennektar stehen ebenso auf der Liste wie Rhabarber-, Kirsch- und Johannisbeernektar. „Am beliebtesten ist aber nach wie vor der Apfelsaft“, so der Geschäftsführer. Mit den Produkten werden nicht nur Supermärkte, sondern auch Kindertagesstätten, Pflegeeinrichtungen und Kliniken beliefert. Und zum Repertoire gehören auch Fruchtweine sowie Glühweinsorten, die man auf den Weihnachtsmärkten in der Region genießen kann.

Gearbeitet wird im Familienunternehmen selbstverständlich das ganze Jahr, auch außerhalb der Erntezeit. „Die Obstsaison startet im Mai mit Rhabarber, dann folgen Beeren, Sauerkirschen, Äpfel, Birnen und Quitten. Parallel dazu läuft im Oktober die Glühweinproduktion“, zählt Dirk Natho auf. „Die Fruchtpressen stehen schließlich von November bis Mai still. Aber die Abfüllanlage läuft das ganze Jahr. Dafür lagern wir bis zu einer Million Liter Säfte und Weine ein, die in den Wintermonaten abgefüllt werden.“ Hinzu kommt, dass die Anlagen regelmäßig gewartet und gesäubert werden müssen. Und auch der bürokratische Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Um den Kopf von alledem freizubekommen, begibt sich Dirk Natho am liebsten zur eigenen Streuobstwiese in Groß Germersleben – zwischen Sarre und Bode kann er dort ein bisschen entspannen. Tina Heinz

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